Blühende Landschaften

3. März 2004

Letzte Woche war es endlich soweit: FloSch war im Osten! Ja, auch bald 14 Jahre nach der Wiedervereinigung hatte ich es noch nicht geschafft, mal nach Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Berlin oder Mecklenburg-Vorpommern zu kommen. Jetzt endlich habe ich mich dort mal etwas umgeschaut. Vorerst war ich mal vier Tage in Leipzig und einen in Dresden.

Leipzig hat mir sehr gut gefallen, dort gibt es sehr viel zu sehen, angefangen bei den ganzen Countdowns bis zur Olympia 2012 Entscheidung (siehe Bild rechts). Am interessantesten fand ich persönlich aber das Museum in der Runden Ecke, dem früheren Sitz der MfS-Außenstelle Leipzig. Dort gibt es zum einen eine sehr interessante Ausstellung der Bürgerrechtler, die im Herbst 1989 das Gebäude besetzt haben und zum anderen war zufälligerweise der letzte Mittwoch im Monat, bei dem es eine Führung durch die Archive der jetzigen BStU (auch als frühere "Gauck-Behörde", heute "Birthler-Behörde" bekannt) gibt. Sehr interessant fand ich am Ende das Gespräch mit der Frau, die die Führung gemacht hat. Sie kam 1989 über die Bürgerrechtler und die Besetzung dazu und ist seither dort geblieben. Eigentlich Konstrukteurin, engagiert sie sich heute für die Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit. Die hatte so allerhand zu erzählen!

Sehr interessant war auch das Haus der Geschichte mit einer Ausstellung über das geteilte Deutschland und die Wiedervereinigung. Dort gab es unter anderem auch das Original des Grundgesetzes, des Einigungsvertrages, der EWR- und NATO-Verträge sowie des Besatzungsstatutes zu sehen. Schon irgendwie ein seltsames Gefühl, wenn man weiß, dass in dem Buch, was da vor einem liegt, die Grundlage unseres Staates liegt.

Ein ähnliches Gefühl bekommt man in den ganzen Leipziger Kirchen, in der Nikolaikirche namen mit den Montagsgebeten die Montagsdemos ihren Ursprung, die dann ein entscheidender Meilenstein für die Wiedervereinigung wurden. In der Thomaskirche liegt Johann Sebastian Bach begraben, da steht man dann vor dem Grabmal eines hochkarätigen Komponisten. Und daneben hängt eine Platte, auf der steht, dass an dieser Stelle am Pfingstsonntag 1539 Martin Luther die Reformation in Sachsen eingeführt hat. Irgendwie seltsam wenn man sich das so vorstellt, wie da Martin Luther von der Kanzel predigt...

Aber genug der historischen Reminiszenzen, Leipzig ist im Moment sehr stark dabei, eine moderne Stadt zu werden. Überall wird gebuddelt und gebaut, die ganzen Bausünden der DDR-Zeit verschwinden nach und nach. Nur die Sprengungen von historischen Gebäuden und Kirchen wird man nicht rückgängig machen können. Das ist aus dem heutigen Blickpunkt auch absolut unverständlich. Aber das damalige Regime wollte wohl Zeichen setzen für eine neue Zeit, in der man keine Historie und Kirchen braucht. Wirklich schade, das waren großteils schöne Gebäude, die jetzt durch hässliche Architektursünden ersetzt wurden.

Lustig waren aber auch die Trams dort: uralte Triebwägen, bestimmt 40 Jahre alt und teilweise nicht mehr sonderlich ansehnlich und dann dahinter ein nagelneuer Niederflurbeiwagen. Passt irgendwie nicht so ganz zusammen optisch aber was soll's, es erfüllt seinen Zweck! Die alten Wagen fahren genausogut wie die neuen, die es dort natürlich auch gibt. Sollte Leipzig 2012 die Spiele bekommen, bin ich mir sicher, dass es eine vollkommene Erneuerung des Wagenparks geben wird.

Weitere Blog-Artikel